Neophyten

Neben verschiedenen Ursachen für den Rückgang von Tier- und Pflanzenarten wie Zerschneidung der Landschaft oder die Intensivierung der Nutzung ist in den letzten 15 Jahren in Baden-Württemberg eine weitere Bedrohung der heimischen Flora und Fauna hinzugekommen, die sogenannten "Neophyten" (Fremdländische Pflanzen) und "Neozoen" (Fremdländische Tiere). Hierbei handelt es sich um sogenannte "Neubürger", also um Pflanzen- bzw. Tierarten, die im Land nicht zur heimischen Vegetation gehören und erst in jüngster Zeit in mehr oder weniger großem Umfang auftreten. Die meisten dieser Neubürger hat der Mensch absichtlich oder unbeabsichtigt eingebracht. So sind viele Neophyten aus botanischen Gärten oder Privatgärten in die freie Landschaft entwichen. Die meisten dieser Neophyten stellen kein Problem dar. Sie sind entweder nicht an das heimische Klima angepasst und verschwinden langfristig wieder, oder aber sie treten wegen geringer Konkurrenzkraft eher vereinzelt auf und bilden sogar eine Bereicherung der Flora und Fauna. In einigen Fällen aber treten diese Neubürger invasiv auf. Dies gilt insbesondere dann, wenn sie an die heimischen Böden und unser Klima gut angepasst sind und eine aggressive Ausbreitungstendenz haben. Solche Arten sind in der Lage, die heimische Flora und Fauna schnell und nachhaltig zu verdrängen.

Auch die Markung Salach blieb von diesen Problemen nicht verschont. Besonders entlang der Fils und des Schweinbachs hat sich ein von Imkern als hervorragende Bienenweide geschätzter und ausgesäter Neophyt festgesetzt, der mittelfristig das Gesicht des gesamten Bachufers verändern wird. Die Verbreitung des Indischen Springkrauts (Impatiens glandulifera) wird durch die hohe Zahl an Samen, die über einen Schleudermechanismus im Umkreis von mehreren Metern um die Pflanzen verteilt werden, begünstigt. Die Samen dieser aus dem Himalaya stammenden Art sind zudem schwimmfähig und werden mit den Gewässern rasch Bach abwärts verteilt. Die Pflanzen sind schnellwüchsig und erreichen an feuchten Standorten dichte Bestände und Wuchshöhen von über 2 Metern, so beispielsweise am neu gestalteten Schweinbach. Erschwerend kommt hinzu, dass die stark aromatische Pflanze bislang nur wenige Fressfeinde hat. Die Summe dieser Eigenschaften bedingen eine hohe Konkurrenzkraft, der die heimischen Pflanzenarten nur wenig entgegenzusetzen haben. Die hübsch anzusehenden Blüten sollten also nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Art eine ernstzunehmende Bedrohung unserer heimischen Pflanzenwelt ist.

Während einer Begehung im Herbst wurde vom Verfasser ein weiterer Standort des Indischen Springkrauts festgestellt. Er liegt in der westlichen Verlängerung des Hohlwegs bei Staufeneck und wird mit Nummer 230 als negativ zu bewertende Struktur eingetragen.

Indisches Springkraut beim Filswehr
Indisches Springkraut beim Filswehr

Stellt sich an dieser Stelle natürlich die Frage: Bekämpfung ja oder nein? Grundsätzlich ist eine Bekämpfung zwar möglich. Die Pflanze ist einjährig, muss sich also jedes Jahr erneut aus Samen entwickeln. Das Herausreißen vor der Samenreife über mehrere Jahre hinweg würde somit mittelfristig das Indische Springkraut verschwinden lassen. Ausgehen müsste eine solche Aktion jedoch vom Oberlauf, damit keine weiteren Samen über die Bachsysteme eingetragen werden können. Solche Aktionen sind nur dann sinnvoll, wenn es sich (erst) um lokal begrenzte Vorkommen handelt. Bei größerer Verbreitung steht das erforderliche Personal nicht zur Verfügung. Dies dürfte auch für die Markung Salach gelten. Am Filsufer macht eine Bekämpfung kaum Sinn, weil der Sameneintrag aus dem viele Kilometer langen Flusslauf bis zur Quelle nicht gestoppt werden kann. Anders sieht die Situation beim zweiten Fundort (Biotop 230) aus. Er liegt auf der Höhe und der angrenzende, unterhalb liegende Wald ist bodenfeucht. Beispiele auf anderen Markungen wie beispielsweise Börtlingen zeigen, dass sich die naturnahe Geophytenflur des Buchenwaldes ohne Bekämpfungsmaßnahmen drastisch verändern wird. Da der Bestand offensichtlich noch überschaubar ist, sollten umgehend Bekämpfungsmaßnahmen über mehrere Jahre durchgeführt werden. Es handelt sich um eine prioritäre Maßnahme.

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass es sich beim Indischen Springkraut um ein landesweites Problem handelt. In einigen Landesteilen hat sich diese Art derart ausgebreitet, dass die einheimische Vegetation auf großen Flächen vollständig ersetzt wurde, so z.B. in einigen Auebereichen am Rhein. Das Indische Springkraut bildet hier eine natürliche Monokultur, die ähnlich problematisch zu beurteilen ist wie andere Reinbestände auch. Ein genereller Feldzug gegen die Art in Baden-Württemberg kann nicht mehr gewonnen werden. Die Naturschutzverwaltung beschränkt sich deshalb bei der Bekämpfung von Neophyten auf Flächen, wo die Art eine besonders schützenswerte Vegetation bedroht. Dies gilt insbesondere für Naturschutzgebiete.

Auf Salacher Markung kommen weitere Neophyten vor, die jedoch bislang weniger gravierend in Landschaftsbild und Ökologie eingreifen. Einige seien hier genannt. Der in Ostasien beheimatete Japan-Knöterich (Fallopia japonica) kommt vereinzelt zum Beispiel am Filsufer vor. Hat er erst einmal Fuß gefasst, verbreitet er sich über Ausläufer und kann so sehr dichte und undurchdringliche Bestände bilden und die heimische Vegetation zurückdrängen. Es ist nicht auszuschließen, dass die Art langfristig auch am Filsufer ein Problem für die heimische Flora darstellen wird.

Die zweijährige Herkulesstaude, auch Riesen-Bärenklau genannt (Heracleum mantegazzianum), kommt nur ganz vereinzelt auf Salacher Markung vor (Biotop 53). Sie stammt ursprünglich aus dem Kaukasus, wurde in Europa in Gärten angepflanzt und gehört nicht nur nicht zur heimischen Flora, sondern ist auch gesundheitlich problematisch. Die Blätter enthalten sogenannte "phototoxische Furanocumarine". Dies hat zur Folge, dass sich bei Berührung und Sonneneinstrahlung nach 24 bis 48 Stunden schwere Hautentzündungen mit starker Blasenbildung entwickeln können. Die Hautveränderungen gleichen Verbrennungen dritten Grades. Es ist deshalb ratsam, Einzelpflanzen vollständig auszugraben, bevor die bis zu 50.000 Samen pro Pflanze reif geworden sind (Schutzkleidung tragen!).

Die gerne in Gärten gepflanzte und in Nordamerika und Kanada beheimatete Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) besiedelt in Europa insbesondere Brachflächen und trockene Standorten. Die Art kann durch Ausläufer sehr dichte Bestände bilden und produziert pro Spross bis zu 15.000 flugfähige Samen. Damit kann sie an trockenen Standorten die heimische Flora stark zurückdrängen. Auf Salacher Markung ist sie allerdings mangels geeigneter Standorte bislang kein naturschutzrelevantes Problem und kommt außerhalb der Gärten nur vereinzelt, zum Beispiel oberhalb des Kleinkraftwerks an der Fils vor.

In jüngster Zeit ist in Nordamerika beheimatete Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) ins Zentrum des Interesses gerückt. Die mit dem weit verbreiteten Gewöhnlichen Beifuß leicht verwechselbare Art hat sich auch im Land meist über verunreinigtes Vogelfutter ausgebreitet. Sie ist wärmeliebend und besiedelt vor allem Brachflächen und ist im Straßenbegleitgrün zu finden. Naturschutzfachlich stellt sie kein Problem dar, wohl aber gesundheitlich. Die Pollen der Beifuß-Ambrosie entfalten eine besonders starke allergene Wirkung und können selbst bei bislang von Heuschnupfen verschont gebliebenen Personen eine Allergie auslösen. Eine gezielte Suche auf Salacher Markung erfolgte nicht. Es ist aber nicht auszuschließen, dass die Art vereinzelt bereits auch hier vorkommt. Ggf. sollten die Bauhof-Mitarbeiter für dieses Problem sensibilisiert werden. Auftretende Pflanzen sollten vernichtet werden (Atemschutz beachten!).

Empfehlungen:
  • Kein weiteres Ausbringen von Neophytenpflanzen oder –samen, insbesondere von Indischem Springkraut.
  • Bekämpfung, wenn ökologisch sinnvoll und erfolgversprechend.

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